Mitgliedschaft in Berufsverbänden der Public Relations – sinnvolle Investition oder Geldverschwendung?

Mitgliedschaft in Berufsverbänden der Public Relations – sinnvolle Investition oder Geldverschwendung?

Gerade in kleinen und mittelständischen Unternehmen sind Kommunikationsverantwortliche in der PR oft Einzelkämpfer. Wo Aufgaben nicht sogar an die Werbung oder eine externe Agentur delegiert oder zur Chefsache erklärt werden, findet sich meist ein Hauptverantwortlicher, auf dessen Schultern die gesamte Verantwortung lastet. Insgesamt sind Kommunikationsverantwortliche in der PR jedoch alles andere als alleine auf weiter Flur. Auch wenn keine gesicherten Zahlen vorliegen, gehen Experten davon aus, dass in Deutschland rund 50.000 Menschen hauptberuflich in der PR arbeiten. Sie arbeiten dabei sowohl in Behörden und Institutionen als auch in Agenturen und Unternehmen. Wie in vielen anderen Berufen mit einer insgesamt größeren Anzahl Zugehöriger organisieren sich auch Mitarbeiter aus der PR in Berufsverbänden. Die Mitgliedschaft ist freiwillig und in verschiedenen relevanten Verbänden wahlweise oder auch parallel möglich.

Aber was bringt so eine kostenpflichtige Mitgliedschaft überhaupt? Ist das nicht furchtbar altmodische Vereinsmeierei, in der sich Mitglieder nur gegenseitig das Klagelied singen, wie schwer ihr Job ist oder herausstellen, wie erfolgreich sie sind und letztlich nur darauf aus sind, ihr Gegenüber als Kunde zu gewinnen?

Welche Verbände sind in der PR aktiv?

Für Verantwortliche in der Unternehmens-PR finden sich in Deutschland vor allen Dingen zwei relevante Verbände: die Deutsche Public Relations Gesellschaft (DPRG) sowie der Bundesverband Deutscher Pressesprecher (BdP). Daneben präsentieren sich zwar noch die Deutsche Gesellschaft für Politikberatung e.V (de’ge’pol) sowie die Gesellschaft für Public Relations Agenturen (GWPA), die jedoch, wie schon die Namen verdeutlichen, eine eingeschränkte Zielgruppe jenseits klassischer Unternehmens-PR ansprechen und vertreten.

Die Deutsche Public Relations Gesellschaft ist die älteste und insgesamt wohl landläufig bekannteste Vertretung der PR-Wirtschaft, gegründet 1958 in Köln, mit aktuellem Sitz in der Hauptstadt Berlin. Mit rund 2.200 Mitgliedern steht sie jedoch nur an zweiter Stelle hinter dem Bundesverband Deutscher Pressesprecher, der, 2003 als Verein gegründet, rund 4.200 Mitglieder angibt.

Beide Verbände verstehen sich als Interessenvertreter ihrer Mitglieder und ihres gesamten Berufsstandes und engagieren sich hauptsächlich in der Imagearbeit für das Berufsfeld, in der Weiterbildung und damit in der Qualitätssicherung.

Nimmt man die eingangs erwähnte Zahl von rund 50.000 Aktiven in der PR als Grundlage, sind in den beiden maßgeblichen Verbänden von diesen nur etwas mehr als 10 Prozent zusammengeschlossen. Im Vergleich sind von den nur rund 44.000 Allgemeinmedizinern in Deutschland mit etwa 30.000 Mitgliedern mehr als zwei Drittel im größten Berufsverband Deutschlands und Europas, im Deutschen Hausärzteverband, vereinigt.

Die Gründe für die vergleichsweise geringe Beteiligung sind vielfältig, nicht zuletzt aber sicher auch darin begründet, dass die meisten PR-Verantwortlichen Angestellte in Unternehmen aller Branchen sind, für die eine Mitgliedschaft sich nicht in gleichem Maße empfiehlt, wie für Vertreter eines eigenständig auftretenden Berufsstandes.

Was bieten Verbände und welchen Nutzen stellen sie dar?

Wie beschrieben sind Berufsverbände, wie auch die genannten Verbände im Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, bzw. Public Relations als international übergeordneter Begriff, in erster Linie Interessenvertreter. Der zugrundeliegende und nachvollziehbare Gedanke ist hier, dass die Stimme vieler, verbindlich vertreten durch Einzelne, mehr Gewicht hat und Gehör findet, als die Stimme des Einzelnen alleine. So vertreten Berufsverbände Interessen ihrer Mitglieder gegenüber der Öffentlichkeit, gegenüber der Politik und auch gegenüber Arbeitgebern.

Darüber hinaus bieten Verbände wie DPRG und BdP ihren Mitgliedern eine Plattform zum fachlichen Austausch. Hierzu zählen neben klassischen Netzwerktreffen auch Weiterbildungsangebote und die Bereitstellung fachspezifischer Materialien und Informationen.

Außerdem verpflichten sich Mitglieder zur Einhaltung von dem Verband aufgestellter, zum Beispiel berufsethischer Regeln, die insgesamt das Ansehen des Berufsstandes in der Öffentlichkeit positiv beeinflussen und die Qualität der Arbeit erhalten und stärken sollen. Deshalb stellen Verbände, wie auch die PR-Verbände, Satzungen oder Compliance Richtlinien auf, deren Anerkennung für eine Mitgliedschaft verbindlich ist und deren Einhaltung von Verantwortlichen überwacht wird.

Ob und in welcher Form eine Verbandsmitgliedschaft dem einzelnen Mitglied erkennbaren Nutzen bringt, ist immer vom Einzelfall abhängig. Letztlich zählt hier, wie in jedem Verein oder Verband, dass nur eigene Aktivität belohnt werden kann. Die Unterschrift unter einem Aufnahmeantrag und die regelmäßige Zahlung des Mitgliedsbeitrages alleine sind hier kaum ausreichend. Auch wer annimmt, dass eine Verbandsmitgliedschaft automatisch zu neuen Aufträgen führt, handelt hier kurzsichtig und wird schnell enttäuscht werden. Nicht, weil es unmöglich ist, Geschäfte auch mit anderen Verbandsmitgliedern anzubahnen, alleine der Hinweis auf die gemeinsame Mitgliedschaft wird hier aber kaum ausreichen.

Wer sich engagiert, findet in Berufsverbänden, auch in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, vor allen Dingen Gleichgesinnte und kann vom Informations- und Erfahrungsaustausch profitieren, indem Anregungen für die tägliche Arbeit gesammelt werden. Darüber hinaus bieten Berufsverbände neben kostenlosem oder für Mitglieder exklusivem Informationsmaterial und Weiterbildungsangeboten eine gute und zuverlässige Möglichkeit, gerade für Berufseinsteiger, die eigene Arbeit zu verbessern.

Was kostet eine Mitgliedschaft in den Berufsverbänden?

Die Mitgliedschaft in Berufsverbänden ist in aller Regel nicht kostenlos. Neben einer geringen Aufnahmegebühr erheben Verbände wie die DPRG Jahresbeiträge, deren Höhe sich bei Einzelpersonen nach deren Berufserfahrung, ihrer Position im Unternehmen und nach ihrem Jahreseinkommen richten. Die Kosten liegen hier zwischen etwas mehr als 100,- und knapp 600 Euro im Jahr. Die DPRG bietet zudem Firmenmitgliedschaften, bei denen bis zu 5, 10 oder auch mehr als 10 Mitarbeiter über einen Beitrag abgedeckt sind, wobei alle Mitarbeiter in der PR, der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit oder der Unternehmenskommunikation beschäftigt sein müssen.

Die bezahlte Mitgliedschaft ermöglicht den Zugriff auf größtenteils online verfügbare Fachinformationen. Dies kann sowohl kostenlos als auch zu Vorzugspreisen der Fall sein. Daneben bieten beide Verbände eine Verbandszeitschrift mit Fachinformationen und richten regelmäßig Veranstaltungen, wie Treffen, Mitgliederversammlungen aber auch Seminare, Vorträge und Workshops aus.

Fazit

Ein Mitgliedsausweis oder die Erwähnung der Mitgliedschaft in einem der relevanten Verbände alleine rechtfertigen in aller Regel noch keine regelmäßige Investition.

Wer eine Verbandsmitgliedschaft jedoch aktiv nutzt, um Networking zu betreiben, Gleichgesinnte zu finden, sich fachlich auszutauschen, den Blick über den eigenen unternehmerischen Tellerrand zu ermöglichen oder zu wahren, fachlich wertvolle und zuverlässige Informationen zu branchenrelevanten Themen zu erhalten und sich insgesamt durch aktive Auseinandersetzung und durch konkrete Angebote weiterzubilden, um die eigene Arbeit kontinuierlich zu überprüfen und zu verbessern, der ist in Verbänden gut aufgehoben.

Dabei steht es jedem frei, wie viel Zeit er investiert und ob er sich eher für die eigenen Belange oder für die Interessen der gesamten Branche interessiert und engagiert.

Folgende Quellen liegen den Angaben im Beitrag zugrunde:

https://pr-journal.de/lese-tipps/
https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Public_Relations_Gesellschaft
https://de.wikipedia.org/wiki/Bundesverband_deutscher_Pressesprecher
http://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/downloads/pdf-Ordner/Statistik2017/Stat17AbbTab.pdf
https://www.hausaerzteverband.de/cms/Bundesverband.7.0.html
https://dprg-online.de/wp-content/uploads/2016/08/DPRG-Beitragsordnung_6-2016.pdf
https://www.bdp-net.de/mitgliedschaft/beitragsordnung

Magdalena Lürwer

Über die Autorin

Magdalena Lürwer hat, als Head of Marketing bei der UNN, stets den Überblick über alle Themenbereiche in diesem Umfeld. Sie ist die Expertin für Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Advertising- und Social-Media-Strategien.

Kommentare zu "Mitgliedschaft in Berufsverbänden der Public Relations – sinnvolle Investition oder Geldverschwendung?"

  1. Ulrich Eichstädt 24. Mai 2018 um 8:39

    Naja, etwas knapp, die Infos. Ich bin Mitglied im BdP, was mich (inklusive Mitgliederzeitschrift „Pressesprecher“) 155 Euro im Jahr kostet, die bisher noch kein Arbeitgeber übernommen hat. Ich hab dann meist bei der ersten Seminaranmeldung den Text mit dem vollen Preis zur Unterschrift vorgelegt, und nach Okay dann den deutlich niedrigeren für BdP-Mitglieder. Großes Staunen. Die BdP-Angebote rund um die Deutsche Presseakademie sind hochkarätig, aber nicht überteuert. Netzwerken geht auch über Xing und LinkedIn, aber die Kontakte über den Berufsverband sind nun mal zielgerichteter. Und so ein Fazit wie „Dabei steht es jedem frei, wie viel Zeit er investiert und ob er sich eher für die eigenen Belange oder für die Interessen der gesamten Branche interessiert und engagiert.“ – das ist, sorry, Wischiwaschi…

  2. Magdalena Lürwer 4. Juni 2018 um 10:59

    Hallo Herr Eichstädt,
    vielen Dank für Ihr Feedback zu unserem Blogartikel zum Thema Berufsverbände der Public Relations.
    Ihre Information zu den Vorteilen einer Mitgliedschaft, z.B. hinsichtlich vergünstigter Seminaranmeldungen sowie Networking, sind für unsere Leser sicherlich sehr interessant!
    Es tut uns leid zu hören, dass der Beitrag für Sie zu knapp gehalten ist. Inhaltlich weiter in die Tiefe zu gehen, würde das Format unseres Blogs sprengen. Gerne nehme ich Ihren Hinweis aber zum Anlass, das Thema auf unsere Whitepaper-Themenliste zu setzen, da die Whitepaper deutlich ausführlicher als die Blogartikel sind.

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