„Man soll die Feste feiern, wie sie fallen“ – diese weit verbreitete Maxime, die vor allen Dingen Lebensfreude zum Ausdruck bringen soll, sollten auch Verantwortliche in der unternehmerischen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beherzigen und langfristig in die Planung einbeziehen.
Das Verfassen einer Pressemitteilung ist mit etwas Übung keine große Herausforderung. Die formalen Kriterien, die hierbei gelten, haben sich in den letzten Jahrzehnten nicht maßgeblich verändert und finden sich in zahllosen Anleitungen im Detail erklärt. Auch die Verbreitung einer Meldung ist im Internetzeitalter oft nur eine Frage weniger Klicks: per Mail an eine beliebig lange Liste redaktioneller Empfänger versandt oder über eines der verschiedenen kostenlosen oder kostenpflichtigen Portale veröffentlicht, sind zumindest in der Theorie alle Voraussetzungen gegeben, mit einer Nachricht aus dem Unternehmen die Öffentlichkeit und in erster Linie die Zielgruppe zu erreichen.
Dass laut Studien mehr als 80 Prozent der bei Redakteuren eingehenden Pressemitteilungen nicht zu einer Berichterstattung führen1, hat unterschiedliche Gründe. Neben einer thematisch fehlerhaften Zuordnung, also der Ansprache eines inhaltlich nicht zuständigen Medienvertreters, mangelt es der Mehrheit der nicht zur Veröffentlichung geeigneten Meldungen schlicht an erkennbarem Nachrichtenwert. Nachrichtenwert entsteht immer dann, wenn für den Leser – im ersten Schritt also den Medienvertreter, stellvertretend für dessen Leserschaft – durch die enthaltenen Informationen ein Mehrwert entsteht. Mehrwert bedeutet im Falle einer Pressemitteilung bzw. einer daraus resultierenden Berichterstattung Informationswert, Nutzwert oder auch Unterhaltungswert. Eine Pressemitteilung ist also dann erfolgreich, wenn sie dem Empfänger Tatsachen mitteilt, die ihm zuvor unbekannt waren, sein Denken und/oder Handeln beeinflussen können oder ihn amüsieren, vielleicht aber auch aufregen oder sogar verärgern, also insgesamt geeignet sind, Emotionen auszulösen.
Viele Presseverantwortliche, gerade in kleineren Unternehmen, haben ihre liebe Mühe damit, Ereignisse und Anlässe zu erkennen, welche diesen Anforderungen gerecht werden. Das Firmenjubiläum ist eines der naheliegenden Ereignisse im Unternehmensalltag, die auch von der Pressearbeit unbedingt aufgegriffen werden sollten.
Älter werden wir alle, aber wen interessiert das?
Wer interessiert sich für Ihren persönlichen Geburtstag? Üblicherweise sind dies vorrangig Ihre Verwandten, Freunde und andere nahestehende Personen. Warum also sollte dann ein Firmenjubiläum für eine breitere Öffentlichkeit so interessant sein, dass Medienvertreter sich dazu entschließen, darüber zu berichten? Ein wesentlicher Grund hierfür ergibt sich aus einem Blick auf die Statistik: im Durchschnitt werden Unternehmen in Deutschland 16 Jahre alt. Durch Umfirmierung im Rahmen einer Fusion oder einer Übernahme sowie hauptsächlich durch Einstellung des Geschäftsbetriebs, meist im Rahmen einer Insolvenz, erreicht mehr als die Hälfte aller deutschen Firmen nicht das zweite Jahrzehnt ihrer eigenen Geschichte.2
Vor diesem Hintergrund haben insbesondere Meldungen über Unternehmen, welche diesen Altersschnitt deutlich überschreiten, gute Chancen auf eine Veröffentlichung, da sie über etwas vergleichsweise Außergewöhnliches informieren.
Das bedeutet jedoch nicht zwingend, dass Ihr Unternehmen sich erst der Reihe historisch gewachsener Marken angeschlossen haben muss, um über eine Jubiläum berichten zu können. Das älteste noch aktive Unternehmen Deutschlands ist die Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan, die in diesem Jahr ihren 980. Geburtstag feiert. Auch nur annähernd so lange zu warten ist für die meisten Unternehmen keine Option. Selbst der erste, der dritte, der fünfte oder der zehnte Geburtstag kann Anlass bieten, eine Pressemitteilung zu verfassen. Dies gilt vor allen Dingen dann, wenn das betreffende Unternehmen einer Branche angehört, die eher für Kurzlebigkeit bekannt ist.
Es muss nicht immer ein Geburtstag sein
Per Definition ist ein Jubiläum „eine Erinnerungsfeier bei der Wiederkehr eines besonderen Datums“ (Wikipedia). Für die Pressearbeit ist es jedoch durchaus sinnvoll, den Begriff weiter zu fassen als allein auf die Feier der Firmengründung. So kann eine Pressemitteilung zum Beispiel über den Geburtstag eines besonders erfolgreichen Produktes berichten oder über die zurückliegende Eröffnung eines Standortes.
Außerdem kann der Blick auch auf die Mitarbeiter eines Unternehmens ausgeweitet werden. Der runde Geburtstag des vielleicht bereits ausgeschiedenen Firmengründers oder auch des ältesten noch lebenden Mitarbeiters lassen sich mit etwas kreativem Storytelling in eine ansprechende Geschichte verpacken. Gleiches gilt für die Vorgeschichte eines Unternehmens, zum Beispiel Unternehmen, aus denen eine Firma hervorgegangen ist oder auch die Geschichte eines Firmengebäudes.
Tipps für die Erstellung einer Pressemitteilung zum Firmenjubiläum
Den grundlegenden Aufbau einer Pressemitteilung sollte jeder Presseverantwortliche beherrschen. Für Einsteiger finden sich zahlreiche leicht verständliche Anleitungen. Inhaltlich gibt es jedoch einige Dinge, die bei einer Pressemitteilung zum Firmenjubiläum beachtet werden sollten, um ihre Chancen auf Veröffentlichung zu maximieren.
- Erzählen Sie eine Geschichte! Storytelling ist grade bei Mitteilungen zu Jubiläen ein besonders effektives Werkzeug. Ein Bericht soll vor allen Dingen immer auch unterhalten.
- Rücken Sie das Jubiläum in einen historischen Kontext! Grade in der lokalen Berichterstattung ist es sinnvoll, das eigene Unternehmen mit der Geschichte de Standortes zu verknüpfen.
- Lassen Sie Zeitzeugen zu Wort kommen! Zitate in wörtlicher Rede können eine Pressemitteilung auflockern und den Leser mitreißen.
- Verbinden Sie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft! Eine Pressemitteilung zum Firmenjubiläum soll nicht nur über die Vergangenheit informieren, sie soll auch aufzeigen, was das Unternehmen heute tut und wie es seine Zukunft gestaltet.
- Bilder sagen mehr als Worte. Historische Aufnahmen, zum Beispiel vom Tag der Firmengründung oder aus seiner Vergangenheit in unterschiedlichen Epochen illustrieren das Erzählte. Besonders attraktiv ist die optische Gegenüberstellung von Vergangenheit und Gegenwart.
Firmenjubiläen sind oft auch ein Anlass für öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen. Es versteht sich von selbst, dass auf der Gästeliste einer „Geburtstagsfeier“ immer auch relevante Medienvertreter stehen sollten und eine Pressemitteilung das Ereignis im Nachgang dokumentiert.
Außerdem bieten Jubiläen Gelegenheit, Kunden und mediale Aufmerksamkeit durch besondere Rabattaktionen oder Gewinnspiele zu erreichen. Oftmals beschränken Unternehmen solche Aktionen nicht auf einen bestimmten Termin, sondern feiern mit ihnen ein Jubiläums-Jahr.
Fazit
Firmenjubiläen sind immer ein Grund zum Feiern. Sie bieten aber nicht nur Gelegenheit, sich selber zu erinnern, eigene Leistungen zu rekapitulieren und Mitarbeiter zu motivieren. Der Blick in die Vergangenheit ist immer auch ein guter Einstieg in eine Pressemitteilung.
Eine bildhaft erzählte Geschichte fesselt den Leser und hat deshalb gute Chancen auf eine Veröffentlichung, vor allen Dingen durch lokale oder regionale Medien, deren Leser nach Möglichkeit einen persönlichen Bezug zum Unternehmen und seiner Geschichte herstellen können.
Mit etwas Fantasie und strategischer Planung findet sich nicht nur alle fünf oder zehn Jahre ein geeigneter Anlass, die Unternehmensgeschichte in einer Pressemitteilung aufleben zu lassen.
Quellen:
1 „Kommunikation zwischen Pressestellen und Medien im Wandel“, Herausgeber: Journalistenzentrum Wirtschaft und Verwaltung e.V.In Kooperation mit dem Institut für Journalistik an der Technischen Universität Dortmund https://www.journalistenzentrum-jwv.de/wp-content/uploads/2016/09/JWV-Studie-Kommunikation-im-Wandel.pdf
2 https://www.t-online.de/finanzen/boerse/news/id_85947610/unternehmen-so-lange-bestehen-deutsche-firmen-im-schnitt.html